Gedenkstätten, Geschichtsmuseen und Erinnerungsorte genießen in Deutschland hohes Ansehen und haben eine wichtige gesellschaftliche Funktion als Orte der symbolischen Abgrenzung von Diktatur und Unfreiheit. In der täglichen Kommunikation mit den Besucherinnen und Besuchern gelingt ein Stück demokratische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, mit Geschichte und Gegenwart.
Diese Lernorte nehmen eine zentrale Stellung im Selbstverständnis der Bundesrepublik, der Länder und Kommunen ein. An die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen werden hohe Erwartungen geknüpft. In Sonntagsreden wird ihre Bedeutung gern hervorgehoben. Schaut man auf die Bedingungen, unter denen diese Arbeit stattfindet, ergibt sich eine große Diskrepanz.
Viele Bereiche der notwendigen Dienstleistungen – von der Besucherbetreuung über die Reinigung bis zum Wachschutz – sind schon vor Jahren outgesourct worden und unterliegen bei jeder Neuausschreibung einem neuen Kostendruck und neuer Unsicherheit. Das Wissen dieser Kolleginnen und Kollegen um die Bedingungen vor Ort wird geringgeschätzt. Die Einkommen liegen häufig nur knapp über den gesetzlichen Mindestentgeltvorschriften.
„Geschichte wird gemacht“ ist ein Zusammenschluss von Mitarbeiter*innen von Museen und Gedenkstätten. Die meisten sind freiberufliche Bildungs- und Führungsreferent*innen, einige auch befristet angestellte wissenschaftlicher Mitarbeiter*innen. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sind auch gewerkschaftlich aktiv.
Freie und feste Mitarbeiter*innen von mehr als 70 Einrichtungen aus Berlin und Brandenburg haben einen Offenen Brief „Große Bedeutung – schlechte Bedingungen“ an die politisch Verantwortlichen der beiden Länder und des Bundes unterstützt, darunter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der folgenden Institutionen: Alte Nationalgalerie, Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Deutsches Historisches Museum, Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Gedenkstätte Berliner Mauer, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Topografie des Terrors und viele andere mehr.
Die Initiative hat vier Kernforderungen:
- eine einrichtungsübergreifende Honorarordnung für Berlin (u. a. ein Stundenhonorar von 65 Euro für Führungen und Seminare, bezahlte Fortbildung und bessere Regelungen für Ausfallhonorare).
- die Überprüfung und Anpassung der tariflichen Eingruppierungen für Angestellte und unbefristete Arbeitsverhältnisse. Befristungen für Regelaufgaben sollen unzulässig sein.
- einen Weg zur sozialen Absicherung für Freie (z. B. in der Künstlersozialkasse KSK). Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass sie von ihrem Honorar für Krankheit, auftragslose Zeit (= Arbeitslosigkeit) und Alter ohne Zuschuss vom Auftraggeber vorsorgen müssen.
- eine klare Regelung der Umsatzsteuerbefreiung. Museen und Gedenkstätten sind von der Umsatzsteuer befreit. Freiberufler*innen, die nicht als „Kleinunternehmer“ eingestuft werden und für die Einrichtungen arbeiten, müssen den vollen Satz aus ihrem Honorar bezahlen. Solange sie nicht auch durch Bundesgesetzgebung von der Umsatzsteuer befreit sind, müssen die Einrichtungen diese in das Honorar einpreisen.
Die Initiative Geschichte wird gemacht ist im Internet zu finden unter geschichte-wird-gemacht.org.